Schule der Zukunft

Das Adorno-Gymnasium: Ein Interview

Das Adorno-Gymnasium ist eine der Prototyp-Schulen, die an dem Projekt „Schule der Zukunft“ teilnehmen.
Frau Jelena Mitsiadis traf den Schulleiter des Adorno-Gymnasiums und stellte interessante Fragen zu unserem aktuellen Projekt.
Mathias Koepsell und Jelena Mitsiadis

1. Wie würden Sie das Adorno-Gymnasium beschreiben?

Das Adorno-Gymnasium ist eine junge, vielseitige, allgemeinbildende Schule für alle Schichten unserer Gesellschaft. Es zeichnet uns u.a. aus, die Bereitschaft allen Kindern, in ihrer Vielfalt, gerecht werden zu wollen und fürsorglich mit ihnen umzugehen.

In Zukunft wird es weniger um die reine Wissensvermittlung gehen, sondern mehr um den Erwerb von Kompetenzen, sich dieses Wissen anzueignen. Die Schule soll auf das Leben vorbereiten, daher wird die Digitalisierung zunehmend eine wichtige Rolle einnehmen. Die junge Lehrerschaft in unserer Schule ist eine große Chance. Die Chance könnte darin bestehen, dass wir experimentell an das herangehen, was sich an Chancen, beispielsweise durch den Digitalisierungsschub für unsere Schülerschaft,  für unsere Lehrerschaft und für unsere Schulgemeinde bietet.

Schulleiter Mathias Koepsell sagt…

In Zukunft wird es weniger um die reine Wissensvermittlung gehen, sondern vielmehr um den Erwerb von Kompetenzen, sich dieses Wissen anzueignen.

2. Was bedeutet für Sie die Schule der Zukunft?

Die Schule der Zukunft versuchen wir experimentell in der E-Phase (das ist die 11. Klasse) anzusetzen. Wir werden in allen Fächern Digitalisierungsprojekte mit allen Lehrer*innen, die dort in diesem Jahrgang unterrichten, umsetzen. Wir haben für die Fächer digitale Lehrwerke angeschafft, außerdem sind die Klassenräume über mobile Router mit WLAN vernetzt.

Projektartig versuchen wir die Chancen des digitalisierten Unterrichts auszuloten (weil wir auch nicht wissen wo die Reise hingehen wird). Was uns dabei an Chancen besonders zukunftsträchtig erscheint und wovon wir eher die Finger weglassen sollten.

Wir sagen E-Phase als Projekt, weil wir nur über begrenzte Mittel verfügen, beispielsweise Laptops die wir flächendeckend ausgeben. Auch weil wir klar die Vision haben die Schüler*innen schon für das Studium zu befähigen. Das hieße eben noch drei Jahre Unterricht mit der Programmatik, dass die Schüler*innen sich ein digitales Portfolio erstellen, mit dem sie dann auch mit einer gewissen Sicherheit ins Abitur gehen können, darüber hinaus auch Übung mit der Technik haben, weil es an der Universität ohnehin angefordert wird.

3. Welche Rolle übernehmen dann die Lehrer*innen?

Wir wollen gemeinsam reflektieren, in wie weit die Digitalisierung auch in anderen Jahrgangstufen um sich greifen kann und

wo die Chancen für individualisiertes Lernen liegen. Wir wollen auch schauen, welche Chancen sich dabei für eine andere Rolle der Lehrer*innen ergeben. Hierbei würden die Lehrer*innen mit den Schüler*innen eine Art Partnerschaft eingehen, in der sich alle Parteien gegenseitig unterstützen können, beispielsweise bei dem Voranschreiten des Lernens und des methodischen Vorangehens des digitalisierten Unterrichts.

Es könnte sein, dass die Rolle des Lehrers in Zukunft zunehmend eine andere wird und das wollen wir gerade in der Oberstufe ausloten, wie weit das gehen kann und welche Schwierigkeiten wir damit haben.

Schulleiter Mathias Koepsell sagt…

Meine Vision ist, dass wir eine demokratische Schule haben, in der wir die Schüler*innen mitreden lassen und alle über die Zukunftsfragen mitreden können.

4. Was sind die ersten Ergebnisse nach der ersten Evaluation? In wie weit sind die Schüler*innen für das Studium vorbereitet?

Wir haben bei den ersten Evaluationsbesprechungen interessanterweise herausgefunden, dass dieses Voranschreiten keine fächerspezifischen Besonderheiten aufweist. Das hatten wir uns nämlich anders vorgestellt, und zwar, dass in den naturwissenschaftlichen Fächern die digitale Umsetzung leichter wäre als in den Gesellschaftswissenschaften. Es hat sich aber gezeigt, dass die Einsatzmöglichkeiten so vielfältig und unterschiedlich sind, sodass jedes einzelne Fach gesonderte Möglichkeiten der Umsetzung hat.

Mathias Koepsell - Interview
Mathias Koepsell - Adorno-Gymnasium

5. Im Juli dieses Jahres werden Sie in den Ruhestand gehen. Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihrer Schule?

Schule sehe ich als eine große Einheit unserer demokratischen Gesellschaft. Schule ist der Demokratie verpflichtet und muss dafür sorgen, dass wir im demokratischen Kontext die Zukunft mitgestalten können. Dazu gehört, dass wir die Schüler*innen befähigen, mitreden zu können, in der Schule, aber auch bei all den Themen die wichtig sind für unsere Zukunftsfragen.

Da gehört auch die Digitalisierung dazu, weswegen wir Informatik ab der fünften Klasse bis zum Abitur anbieten – gewissermaßen als zusätzliche „Fremdsprache“ – weil wir sagen, bei allen Zukunftsfragen, die vermutlich anstehen werden, müssen wir unseren Schüler*innen die Möglichkeit geben, dass sie jetzt oder später mitreden können.

Und das ist eigentlich meine Vision, dass wir hier im Adorno-Gymnasium, eine demokratische Schule haben, in der wir alle mitreden lassen und auch alle über die Zukunftsfragen mitreden können.

 

Das Gespräch führte Jelena Mitsiadis, Geschäftsführerin des Frankfurter Zukunftsrat e.V.

Weitere Informationen über das Projekt „Schule der Zukunft“ finden Sie hier

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