Wissen Sie was VR-Brillen sind? Seit einigen Jahren gibt es eine gute Ergänzung zum herkömmlichen Unterricht: die Virtual Reality (VR)-Brille. Diese Brille unterstützt Lehrer:innen bei der Vermittlung von Lerninhalten im Unterricht. Themen, die zu komplex erscheinen werden durch die Brillen wortwörlich greifbar und besser verständlich gemacht.
Das Projekt „Schule der Zukunft“ will mit Unterstützung von VR-Brillen unterschiedliche Themen leichter und spannender erklären. Die neuen Ansätze probieren wir in unseren Digital Acceleration Center aus.
Digital Acceleration Center (DAC)
Der Frankfurter Zukunftsrat e.V. hat im Jahr 2021 im Rahmen des Projektes „Schule der Zukunft“ zwei DACs eröffnet: Das erste im Adorno-Gymnasium in Frankfurt und das zweite in der IGS Offene Schule Waldau in Kassel. Beide Institutionen sind Prototypschulen für dieses Projekt. Dort können die Teilnehmer innovative digitale Medien ausprobieren und experimentieren. In diesem Bericht geht es um die verschiedenen Anwendungen von VR-Brillen.
Mithilfe von neuen Tools kann der Alltag im Unterricht viel spannender und experimenteller gestaltet werden. Vor allem die Schüler:innen, die Konzentrationsprobleme haben oder antriebslos sind, erhalten neue Impulse und Motivation.
VR-Brillen – Technische Ausstattung
Sollte Ihrer Schule der Kauf von VR-Brillen in der nahen Zukunft möglich sein, empfehlen wir Ihnen, folgende Punkte zu berücksichtigen:
Große Räume: Wenn die Schüler:innen in der virtuellen Welt unterwegs sind, brauchen sie Raum, um in der realen Welt nicht über die Gegenstände im Klassenzimmer zu stolpern.
Starkes WLAN: Am besten schon vorher testen, damit die Verbindung nicht mitten drin getrennt wird.
Ein hausinternes Verwaltungstool: Damit die VR-Brillen online gebucht werden können, sollen die Lehrkräfte rechtzeitig deren Einsatz im Unterricht einplanen. Die Buchung kann auch von zu Hause erfolgen.
Ein moderner PC oder Laptop für die Vorbereitung des Unterrichts: Inzwischen vorhanden in allen Schulen.
Ein VR-Brillen-Set für die ganze Klasse: damit alle Schüler:innen gleichzeitig mitmachen und ihre Konzentration behalten können.
Mit VR-Brillen soll das Lernen moderner, intelligenter und spielerischer werden.
Welche Vorteile bringen die VR-Brillen im Unterricht?
- Die Lernenden tauchen durch die Nutzung der VR-Brillen direkt und immersiv in den Lerninhalt ein, was zu einer interaktiven Lernerfahrung führt.
- Anwendbar auf verschiedene Fächer
- Die VR-Brillen sind programmierbar. Doppelter Lerneffekt!
- Dadurch entwickeln die Schüler:innen eine persönlichere Perspektive zum Lernstoff, die Neugier und Spaß mit sich bringt.
- Der Unterricht wirkt emotional ansprechend, wodurch sich Lerninhalte besser im Gedächtnis verfestigen.
- Die Lernenden bewegen sich während der Aufnahme des Unterrichtstoffes und können interaktiv mit diversen Lerninhalten interagieren sowie diese teilweise berühren.
- Die Empfänger erhalten ein stärkeres Gefühl der Kontrolle, was zur Erhöhung des Selbstbewusstseins führen kann.
Welche Mängel zeigen bisher die VR-Brillen?
- Die Finanzierung der VR-Brillen ist nicht immer einfach.
- Nach der Verwendung sind die Schüler meistens etwas müde. Die VR-Brillen strengen die Augen an.
- Nebenwirkung (nur zum Teil) möglich: „Motion sickness“
- Kleine Verletzungsgefahr mit Kanten, Kabelsalat, etc. falls die Räumlichkeiten zu klein sein sollten.
- Die (zu) große Auswahl: Welche Methode oder welches Modell Sie für die Nutzung von VR in Ihrem Unterricht wählen, hängt vom Fach, Themengebiet und der verfügbaren technischen Ausstattung ab.
Unsere Empfehlungen
- Verwendungsdauer: Maximal 30 Minuten.
- Planen Sie eine kleine Testphase bevor Sie mit dem Unterricht mit VR-Brillen starten. Auf diese Art lernen die Schüler:innen mit dem Gerät umzugehen und ihn gut zu bedienen. Darüber hinaus ist es von Vorteil, wenn sie sich austauschen und entspannt weiter arbeiten können.
- Passen Sie die zeitliche Nutzung je nach Alter der Kinder an: Kinder in der 5. Klasse vertragen die VR-Brillen nur für kurze Zeit, deshalb empfehlen wir eine kurze Anwendung in dieser Altersstufe. Die Verträglichkeit steigt jedoch mit dem Alter der Kinder.
- Tauschen Sie sich über Ihre Erfahrungen mit anderen Kolleg:innen aus. Eine Übersicht der Programme kann im Rahmen der Lehrerkonferenz oder in internen Schulungen erläutert werden.
- Die aktuelle Lernmittelfreiheit. Laut Gesetz stehen zurzeit (zumindest in Hessen) nur Bücher und Schulhefte kostenlos zur Verfügung. Es sollten in Zukunft auch die notwendige Software über gemeinsame Portale abrufbar sein. Die Hardware (PCs, Tablets und Whiteboards) auch aufgelistet sein.
Die Lehrkraft muss das Programm so aufbereiten können, dass es pädagogisch sinnvoll ist, diese Lektion mit den Schülern virtuell zu erleben – und zu verstehen.
Fortbildung & Beratung
Sich fortbilden, neue Apps ausprobieren, etc. erfordert oftmals zusätzliche Arbeit nach Feierabend. Einen Unterricht mit VR-Brillen planen, testen, passende Arbeitsblätter erstellen, VR-Brillen buchen, rechtzeitig aufladen und transportieren. Das Thema, das man mit der VR-Brille kombinieren möchte, muss gut aufbereitet sein, damit die VR-Brille ihren Sinn und Zweck erfüllt.
Leider haben die meisten Lehrkräfte noch keine Erfahrung im Umgang mit VR-Brillen und in der Anwendung im Unterricht. Hausinterne, kostenlose Schulungen sind erforderlich, damit kein zeitlicher oder finanzieller Aufwand entsteht.
Lernwelt der Zukunft
Wir betrachten die VR-Brillen zwar nur als ein Bestandteil des Unterrichts. Diese haben aber das Potential, eines Tages zur Standardausrüstung einer pädagogischen Einrichtung zu zählen. Aufgrund der hohen Kosten wird dies jedoch in der nahen Zukunft noch nicht möglich sein. Es sei denn, diese werden aus öffentlichen Töpfen finanziert.
Wir rechnen damit, dass durch die Weiterentwicklung der Technik die Kaufpreise mit der Zeit immer niedriger werden, was Hoffnung bringt. Die Ausstattung der Schulen muss sich dringend modernisieren. Vor zwei Dekaden waren PCs eine Seltenheit in den Schulen, und vor gar nicht so langer Zeit waren digitale Whiteboards, Internet bzw. WLAN-Anschluss sowie Tablets ebenso an den Schulen undenkbar. Es ist an der Zeit, die Umsetzung der Digitalisierung in verschiedenen Schritten zu überlegen.