Christoph Peters – Digitaltutor e.V.
Statement
Drei machtvolle Technologien haben den fundamentalen Wandel hin zur digitalen Welt ausgelöst: Digitale Informationen, die Vernetzung und sich ständig neu erfindende Anwendungen. Die global vernetzte Welt, in der Informationen und Anwendungen jederzeit und überall verfügbar sind, gleicht einer Achterbahn, in der die gesamte Menschheit Platz nimmt.
Um mit den Veränderungen in der Welt Schritt halten zu können, sind die Akteure in der Bildung gefordert, mit mehr Offenheit, Neugier und Interesse an neue Prinzipien und Methoden heranzugehen, die auf ihre Arbeitsprozesse und Werkzeuge abzielen. Diese Dynamik zieht Risse in das Konzept starrer Lehrpläne, erfordert den Willen zum lebenslangen (Neu-)Lernen, orientiert sich am Menschen im Mittelpunkt und funktioniert weitestgehend unter der Prämisse einer Sinnhaftigkeit. Die Fähigkeit selber zu lernen, das projektbasierte, lösungsorientierte Lernen, die intrinsische Motivation und das vernetzte Arbeiten mit agilen Prozessen sind dabei die Wegbereiter.
Mit dieser rasanten digitalen Entwicklung Schritt zu halten, fällt dem öffentlichen Bildungssystem schwer. Frischen Wind könnten hier Public Privat Partnerships mit jungen, sozial-orientierten Unternehmen bringen. Mit dem Verständnis für Dienstleistung und einem agilem Mindset, bieten sich die Social Entrepeneurs als Schlüsselakteure an, um die Innovationen für den öffentlichen Lehrbetrieb vorzubereiten und personelle Engpässe an den Bildungseinrichtungen zu überbrücken. Dazu sind staatliche Reformen im Bildungswesen notwendig, um einem günstigen Nährboden zu schaffen, der diese sozialen Unternehmen fördert.
Durch innovative Bildungsangebote kann es gelingen, zukunftsfähige Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen zu schaffen, in denen Deutschland sich den formenden Kräften der Globalisierung nicht passiv hingibt sondern als aktiver Gestalter auf den Plan tritt. Denn wir es nicht selber tun, werden die Kräfte der Globalisierung von außen uns verändern.
Technologien für neue Werkzeuge und Inhalte, die leider kaum in Deutschland entwickelt werden, speziell aus dem Bereich Extended Reality (XR), hier als Sammelbegriff genannt für Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Mixed Reality (MR), bieten Chancen in dem Bereich der praxisbezogenen Simulation von naturgetreuen Modellen, immersiven Lern-Erfahrung, Schulung räumlichen Denkens und der Standort-unabhängigen Teamarbeit. Durch Public Privat Partnerships könnten diese extrem innovationsgetriebenen Technologien auch in Schulen dauerhaft das Curriculum bereichern.
Ein weitere Disruption auf dem globalen Bildungsmarkt wird die Weiterentwicklung der digitalen, quantitativen Kompetenzanalyse sein, eine durch K.I. gestützte Verarbeitung des Wissensstandes jedes einzelnen Lernenden.
Es ist absehbar, das menschliche Fähigkeiten und Kompetenzen eine Art Währung in der Zukunft sein werden.
Für den menschlichen Lehrplan wird nur das zukunftssicher sein, was Automatisierung, Künstliche Intelligenz und Robotik nicht vollbringen können.
Der individuelle Wissensstand eines einzelnen Menschen als standardisierter Datensatz wird den Weg für einen globalen Markt von Bildungsangeboten ebnen. Die durch Blockchain-Technologie gesicherten Datensätze werden über die Grenzen von Institutionen hinweg vergleichbar. Angereichert mit stetigem Mehrwert ermöglichen sie den Aufbau von Educational Supply Chains, vom Anfang der Entwicklung eines Menschen im Kindergarten bis in das hohe Alter. Bildungsanbieter haben dabei die Chance, maßgeschneiderte Lernpläne für die Lernenden zu erstellen, während Arbeitgeber und Arbeitnehmer effizient Übereinstimmungen finden oder Weiterqualifikationen planen können. Vor diesem Hintergrund ist die Forschung im Bereich K.I. gestützter, quantitativer Kompetenzanalysen zu forcieren, die Erarbeitung von Standards und die Absicherung dieser Daten zum Schutz vor Manipulation und Missbrauch. Gerade Deutschland mit seinem im internationalen Vergleich hohen Anspruch an die Datensicherheit sollte hier eine prägende Rolle spielen.
Biografie
Christoph Peters ist Vorsitzender von Digitaltutor e.V., einem gemeinnützigen Verein, der sich mit der digitalen Transformation in der Bildung beschäftigt und digitale Lösungen für Schulen entwickelt. Als freier Lehrer für Informatik und Robotik unterrichtet er Kinder und Jugendliche und arbeitet darüber hinaus als Dozent in der Erwachsenenbildung. Mit viel Leidenschaft, Erfahrung und Wissen widmet er sich speziell den digitalen Themen.
Als Querdenker, Autodidakt und Digital Native machte Christoph Peters viele unterschiedliche Erfahrungen in seiner 20-jährigen Karriere als Unternehmensgründer, Projektmanager, Kreativer und Entwickler, bevor er seine Berufung für die digitale Bildung fand.
Der Grundstein für sein interdisziplinäres Interesse an Forschung und Bildung wurde mit seinem naturwissenschaftlichen Studium zum Diplom-Geograph (1999) gelegt.
Insgesamt sieben Jahre lebte Christoph Peters mit seiner Familie auf den Philippinen und in Indien, arbeitete dort für den Deutschen Entwicklungsdienst (DED) und das Goethe Institut.
Für seine beiden Kinder nahm er sich drei Jahre Elternzeit und bekam dabei einen sehr persönlichen Bezug zu Betreuung, Erziehung und Bildung.
In der Kinderstube bei den eigenen Kindern mit den Fragen der Digitalisierung konfrontiert, entstand 2017 die Idee, Betreuung, Lernen und digitale Bildung als ein Angebot für Schulen und Eltern zu bündeln. Mit dem Ziel, die digitale Kompetenz in der Kinder- und Jugendbetreuung zu stärken und das Konzept kontinuierlich weiter zu entwickeln.